Die Klagemauer - Tempo 30

10.02.2025
Beitrag

Nicht umsonst heißt sie im Volksmund so.

Nicht umsonst heißt sie im Volksmund so. Eine Schneise, die sich mit zwei tristen Betonmauern durch den Berg frisst, dessen Krönung die altehrwürdige Christuskirche (ehemals St Martin) bildet. Der vor einigen Jahren durchgeführte Versuch, die Tristesse durch eine bunte Bemalung aufzufrischen, nähert sich bereits wieder einem beklagenswerten Zustand, gekennzeichnet durch Verblassen und Ver-moosung.
Neulich beim Durchfahren dieser Schlucht, ein plötzliches Aufblitzen. Etwa eine Erleuchtung? Doch nach wenigen Sekunden ist klar, es handelt sich um einen von Menschenhand erzeugten Vorgang, die Fahrweise betreffend, dessen Folgen bedauerlicherweise irreversibel sind, das Einlegen des Rückwärtsgangs also zwecklos wäre. Dann die bange Frage: wie teuer wird diese Erleuchtung? Bei erneuter Befahrung dieser Strecke die Erkenntnis, dass neue Verkehrsschilder mit dem berühmten roten Rand und mit der Ziffer 30 in der Mitte aufgestellt wurden.
Bei der Bergabfahrt sich jetzt murrend an das Limit haltend, mein neidvoller Blick auf den weit und breit einzigen Radfahrer, der rechts überholt und nicht das Blitzlicht auslöst.
Bei der Bergauffahrt bedurfte es mehrerer Fahrten, um einen Radfahrer zu bemerken, der sein Rad-gestell zu Fuß auf dem Gehweg schob, und einen anderen, der einsam auf dem breiten Gehweg nach oben strampelte.
Eines Tages in meiner 30km/h-Trance, ein lauter Schrei von rechts: „Hallo, wie geht es Euch?“ Sofort war ich versucht, mein Tempo auf Schrittgeschwindigkeit zu drosseln, allein das grimmige Gesicht des hinter mir Fahrenden im Rückspiegel hielt mich davon ab. Wo war vor mir der sich abmühende Radfahrer, den man wegen des Gegenverkehrs auch nicht hätte überholen können? Er wäre für diese Konversation nützlich gewesen!
Die Wort¬schöpfung Klagemauer hat nun endlich ihren Namen vollumfänglich verdient. Die neue Verkehrsregelung entspricht nicht der Verkehrswirklichkeit.
Fahrradwege sind wichtig, sie sollten bei den immensen Kosten aber auch genutzt werden und dürfen den Pkw-Verkehr nicht zu sehr einschränken. Nun hat sich Dietzenbach auch noch der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ angeschlossen, mit dem Ziel, künftig unbürokratisch über großflächige Tempo-30-Zonen zu bestimmen. Na dann, gute Fahrt!